8 Tote pro Jahr sind o.k.! Aber…

Als praktizierender Atomkraftgegner möchte ich auch heute unser radioaktives Problem aus der Stromgewinnung aus der Atomkraft aufgreifen. In den nächsten Jahren werden ja in Biblis zwei Atomruinen zurückgebaut. Dabei fällt eine Unmenge an Material mit „leichter“ Radioaktivität an. Dieses Material wird nach jetziger Rechtslage auf LKW’s verfrachtet und in Deutschland auf Mülldeponien verteilt. Die Genehmigung dafür basiert auf Grenzwerten die in Kauf nehmen dass es bei 100 Millionen Personen die der Strahlenbelastung ausgesetzt sind jährlich 10 Tote gibt. In Deutschland wären das acht Tote pro Jahr. Na ja acht Tote pro Jahr so viel ist das auch nicht oder?

Soweit die derzeitige Rechtslage. Wenn ich dem BUND Experten Werner Neumann seine Ausführungen zu dieser Strahlenbelastung anschaue wird mir schlecht! Er berechnet Werte von bis zu maximal 10.000 Tote pro Jahr. Dies ist ungefähr die Größenordnung die jährlich im Straßenverkehr sterben. Allerdings hätten die Menschen die durch Strahlen versterben keine Möglichkeit dies zu beeinflussen. Strahlung schadet ohne Ankündigung!

Wie kommt Werner Neumann zu seiner Zahl? Er hat als Experte vom BUND sich tief in die Materie eingearbeitet und als Einwendung zum Rückbau von Biblis schriftlich niedergelegt. Auf der Strahlentelex Seite wurden seine Berechnungen (pdf, Seite 1 bis 8) veröffentlicht. Aus meiner Sicht belegt er schlüssig dass systematisch das Risiko einer Krebserkrankung unterschätzt wurde. Er entlarvt den Trick durch viele kleine Faktorabweichungen ein Risiko kleinzurechnen.

Das dramatische ist: um in Summe das 1.000 fache…

Es setzt sich zusammen aus:

Faktor 10: Neubewertung des Risikofaktors der Strahlenbelastung
Als erstes zeigt Neumann auf, dass der rechtliche Wert auf Basis eines Strahlenbelastungswertes von 1977 (ICRP 26, 1977) basiert. Dieser wurde jedoch nach Tschernobyl um das zehnfache (BEIR-Bericht V 1990) erhöht.

Faktor 2: Wegfall des Dosis-Reduktionsfaktor
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat bereits im Jahr 2009 geschrieben dieser Reduktionsfaktor sollte nicht mehr angewandt werden!

Faktor 3: Aufrundens der Grenzwerte
Eine ganz billige Nummer ist das Runden von Werten. Üblich ist das kaufmännische Runden (0,5 wird auf 1 aufgerundet und 0,49 auf null abgerundet). In der Ableitung von Grenzwerten werden jedoch ganz andere Rundungen vorgenommen die in nachfolgenden Gutachten nicht berücksichtigt werden…

Faktor 5: höheren Gesamtanfalls von radioaktiven Abfällen
Die schwach radioaktiven Abfälle wurden zu Zeiten berechnet als noch keine Erfahrung mit dem Rückbau von AKW’s bestand. Durch den Atomausstieg werden die Mengen in Deutschland sich auf wenige „Hausmülldeponien“ konzentrieren entsprechend steigt das Krebsrisiko.

Faktor X: Nicht-Berücksichtigung von allen Radionukliden
Man beschränkt sich auf die Messung nur einiger Radionuklide,
die man gut, schnell, einfach und kostengünstig messen kann
und unterstellt, dass damit auch
die nicht einfach, nicht schnell und nur sehr aufwändig messbaren anderen Radionuklide ausreichend erfasst wären.

Weiterhin benennt Neumann den Faktor 2 für zu geringen Dosisfaktor bei besonderen Risikogruppen und den Faktor 5 für zu geringe Transferfaktoren und willkürliches Anheben von Grenzwerten!

Natürlich sind dies alles nur „theoretische“ Werte die Werner Neumann nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen hat. Dies ist immer so bei der Festlegung von Grenzwerten. Dem Betroffenen der sich mit Krebserkrankungen dann rumschlägt ist dies alles egal. Er trägt die Folgen dieser unverantwortlichen Stromgewinnung.

Als Beispiel möchte ich meine Operation vor gut 3 Jahren anführen. Mir wurde ein „gutartiger Darmtumor“ entfernt. Natürlich kann auch ich nicht diese Erkrankung der jahrelangen Radioaktiven Strahlung vom 8 km entfernten Atomkraftwerk Biblis zuschreiben. Aber das Risiko war und ist da und aus meiner Sicht sollte es so gering als möglich gehalten werden. Deshalb geht mit dem strahlenden Müll sorglicher um wie bisher geplant. Ich werde auf jeden Fall den Rückbau der Atomruinen in Biblis weiter kritisch begleiten und danke Werner Neumann für seine akribische Aufarbeitung der aktuellen Situation.

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