Sun Area, Solarkataster und jetzt Sunroof

Momentan geht gerade der Hype „Sunroof“ durch die Medien. Google macht in Sonne. Aber wenn CHIP schreibtGoogle misst den Sonnenschein: Project Sunroof sagt, wo Sie Stromkosten sparen“ Dann ist dass schon sehr, sehr schräg…

Natürlich hat Andreas (energynet) Recht wenn er schreibt:

„Immerhin greifen dadurch auch branchenfremde Medien das Thema auf und befassen sich mit der Verbreitung von Photovoltaik. Sie setzen sich positiv mit Photovoltaik auseinander.“

Aber so einfach ist es nicht. Der Hype findet leider nur virtuell statt.
Ob dadurch mehr Photovoltaikanlagen gebaut werden ist schwierig zu sagen. Da es in Deutschland schon viele Städte mit Solarkataster gibt müssten die Auswirkungen dort recherchiert werden. Jedenfalls kann ich als Solar Oldie aus einer Erfahrung im Jahre 2009 nach Christi Geburt berichten. Damals veröffentlichte Frau Prof. Dr. Martina Klärle eine Karte (Sun Area) vom Odenwald (gefördert von der EU). Diese Karte konnte damals schon dass was Google jetzt (von ein paar Schmankerl mal abgesehen) propagiert. Ich hab damals ja Öffentlichkeitsarbeit für das Odenwälder Solarunternehmen Ralos gemacht. Die Karte war ein gefundenes Fressen! Jedenfalls virtuell!

Ich hab mir einen unserer Vertriebskanonen (Aki) geschnappt und bin in eine Kommune vor Ort gefahren. Dort haben wir uns ca. 30 Häuser (Dächer) von der Straße aus angesehen und die Aussagen von der Sun Area Karte mit den Einschätzungen der Vertriebskanone verglichen. Bei 20 Dächern waren die Aussagen identisch. Bei 10 aber differierten die Aussagen.

Sun Area sagte zweimal sehr gut geeignet Aki sagte aber ungeeignet und konnte mir dies auch vor Ort begründen. Es lagen Verschattungen vor und auf dem Dach waren kleine Gauben.
Fünf Dächer wurden von Sun Area als gut eingestuft und ebenfalls vom kritischen Aki als ungeeignet eingestuft.
Bei drei Dächern erklärte Sun Area das Dach für gut, Aki dagegen war begeistert und vergab ein sehr gut für Photovoltaik geeignet.

Wenn aber bei jeder dritten Aussage unklarheiten zwischen dem System und dem Fachmann vorliegen ist das System kritisch zu sehen.

Ich habe natürlich nicht aufgegeben sondern habe versucht eine Verkaufsstrategie zu entwickeln. Als erstes hatte ich Kontakt mit Prof. Klärle aufgenommen und auf die Differenzen hingewiesen. Sie hatte eine plausible Erklärung für die Differenzen. Die Überflugdaten waren veraltet! Ich kann mich nicht mehr erinnern aber ich glaube sie waren damals schon vier Jahre (aus dem Jahr 2005) alt! Damit konnte man einige Differenzen erklären.

Parallel gab es in der Zwischenzeit engagierte Kommunalpolitiker die Sun Area aufgriffen und an die Öffentlichkeit gingen. Auch da war ich mit einigen Vorträgen aktiv.

Ich machs kurz. Meine Strategie wie ich mit einem Solarkataster umgehen würde habe ich damals (Dokument vom 6.11.2009) so beschrieben:

Kommune für Kommune solar abgrasen!

  1. Kontakt mit einer Gemeinde (Politik) Bürgermeister einbinden nach dem Motto „Gemeinde XY geht Solar“
  2. Kontakt mit lokalen Gerüstbauern (evtl. einbinden)
  3. Sahnestückchen separat vorab bearbeiten…(zwei AK)
  4. Öffentlichkeitsveranstaltung (Einladung über Presse aber auch über Plakate im Ort und evt. Flyer für jedes Haus mit „seiner“ Farbe rot = sehr gut geeignet, orange = gut geeignet etc.)
  5. Karte mit den farblich gekennzeichneten Dächern im Veranstaltungsort aushängen
  6. Vortrag über Photovoltaik und Erklärung von SUN AREA
  7. mindestens mit drei Vertriebsleuten die über ein Notebook mit Internetanschluss verfügen vor Ort Beratung durchführen. Hier wird ein ca. Preis anhand der angeblich nutzbaren Fläche abgegeben vielleicht sogar eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ausgedruckt.
  8. Kleinstanlagen (Preis incl. Kleinstanlagenzuschlag) anbieten
  9. Sofort nach der Veranstaltung (ein Tag danach) einen Rundgang der Vertriebler durch die Gemeinde und Besuch der Interessenten. Kurzcheck ob die Fläche tatsächlich geeignet ist. Aussortieren von nicht relevanten Dächern.
  10. Nach diesem Rundgang Vereinbarung von vor Ort Terminen zur gründlichen Projektaufnahme
  11. ab hier „normale“ Solarvertriebs Abwicklung
  12. bei der Montage können die Monteure morgens einen (Hoteltür Anhänger!) bei den Häusern in der Nachbarschaft die gut geeignet für Photovoltaik sind anbringen und den Besitzern anbieten bei der Montage vorbeizuschauen oder einen Termin mit dem Vertrieb zu vereinbaren. Die Nachbarn wissen über die lokale Presse ja von der Aktion Bescheid.
  13. Kleinstanlagen evtl. „mitmachen“ wenn andere Anlagen in der Gemeinde installiert werden. (Solche Kleinstanlagen rentieren sich nur wenn sie vom Montageteam „so nebenbei“ installiert (Kleinstgerüst und keine zusätzliche Anfahrt) werden können.
  14. Abschlusspräsentation in der Gemeinde Darstellung des Erfolgs nach ca. 6 Monaten

Dies war die Strategie (in wenigen Worten!) mit der ich Kommune nach Kommune mit wenig Aufwand kostengünstig aufrollen wollte. Wie gesagt nur wollte. Jeder der die Jahre 2009 bis 2012 in der Solarbranche miterlebt hat weiß jede Strategie wurde wöchentlich über den Haufen geworfen! Eine Halbjährige Kampagen war damals unrealisierbar!

Leider sind wir nie mit dem Konzept an den Markt gegangen. Somit kam auch nie die Zusammenarbeit mit Prof. Kläre zustande. Ich hatte ihr angeboten wir (unsere Vertriebskanonen 🙂 ) nehmen einen Studierenden bei der Begutachtung der Dachflächen mit vor Ort und bei Differenzen erklärt unsere Vertreibskanone warum die Aussage von Sun Area falsch ist. Dann wäre es möglich gewesen ständig die Berechnungsformel (Software) die hinter Sun Area steht zu verbessern. Aber leider ist daraus nichts geworden.

Mit Sunroof von Google gibt es einen neuen Anlauf. Dabei ist es egal welche Software genutzt wird. Wichtig ist die Rückmeldung wenn Differenzen auftauchen an die Entwickler. Wichtig ist auch eine lokale Kampagen zu starten.
Heute sollte auch eine Berechnung von Stromspeicher mit intergriert werden!
Wenn Google die Daten weltweit zur Verfügung stellt passiert nichts. Wenn der Bürgermeister einer Kommune aber auf die Daten Aufmerksam macht, ein lokales Solarunternehmen mit seinem Fachpersonal Kampagnenartig die Kommune abklappert, dann wird ein lokaer Event daraus. An den Stammtischen wird Solar ein Thema und dann, nur dann machen solche Karten wie Sunroof, Sun Area oder ein Solarkataster Sinn.

Meint jedenfalls der Oldie Sonnenflüsterer 😉

4 Gedanken zu „Sun Area, Solarkataster und jetzt Sunroof

  1. Andreas

    Im Zusammenhang mit Google Sunroof und meinem Artikel bin ich auf viele Solarkataster aufmerksam gemacht worden. Aber weitergehend hatte sich wohl keiner damit beschäftigt, anders der alte Solarfuchs Erhard. Danke für die Erklärungen dazu, das ist eine wichtige Ergänzung.

    In meinem Artikel hatte ich schon darauf hingewiesen, dass das Ergebnis, sei es von Google Sunroof oder aus einem Solarkataster, nicht mehr als ein erster Anhaltspunkt sein kann. Ein lokaler Experte muss sich das Ergebnis ansehen.

    Was Google aber bietet (bisher nur in wenigen US-Städten), ist eine sehr einfache Bedienung. Ich brauche nur die Adresse zu kennen und meinen Stromverbrauch. Ich habe nicht viele Solarkataster entdeckt, die weiter gehen und gleich eine (grobe) Wirtschaftlichkeitsanalayse als erste Orientierung bieten und dann auch noch zum Handwerker vermitteln.

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  2. Erhard Beitragsautor

    Nur eine Karte mit Dachbezogenen Daten im Netz abzubilden ist zu wenig.
    Wir wissen doch, das gleiche könnte jeder Haus besitzer wenn er an einem sonnigen Tag um 10 Uhr, 12 Uhr und 15 Uhr auf sein Dach schaut. Dann hat er eine erste Einschätzung ob sich sein Dach für Photovoltaik lohnt.

    Wir brauchen das öffentliche Interesse z.B. einer Kommune die das Solarthema auf die Agenda nimmt. Lokal muss das Thema an den Stammtisch, die Vereine und Lokalpolitik kommen. Aber immer mit dem lokalen Solateur!

    Ich muß mal die Solarbundesliga ansprechen. Es wäre doch ein weiteres Kriterium für die Ermittlung des Deutschen-Solar-Meisters wenn ein Verhältnis zwischen den installierten Anlagen und der möglichen Installation von PV Anlagen gebildet würde! 😉

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    1. Andreas

      Nur eine Karte reicht heute nicht aus. Der Hausbesitzer sollte gleich in € sehen können, dass es sich rechnet. Wenn die Karte von oben herab kommt, wie bei Google oder anderen Initiativen aus den USA, kann der Erfolg nicht groß sein. Solarkataster entstehen aber, in meiner naiven Vorstellung, oft aus lokalen Initiativen oder in Zusammenarbeit mit diesen, die vor Ort die Grundlage für den Erfolg bereiten. Völlige Zustimmung!

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