Kostengerechtigkeit im Hessen Forst

Ich hätte auch schreiben können, „Wie verlogen die Politik argumentiert…“! Es geht um die „Waldbetreuung“ des Hessischen Unternehmens „Hessen Forst“ für die Privatwaldbesitzer. Aufmerksam wurde ich auf diesen Sachverhalt durch meine Recherche zum hessischen Windräder Zubau 2014!
Während auf Bundesebene ein Zuwachs von über 50% von 2.998 MW im Jahr 2013 auf ca. 4.750 MW zu verzeichnen ist kann Hessen nur auf einen Zuwachs von 16% blicken! Der Zubau liegt auf niedrigem Niveau in 2013 bei 184 MW und in 2014 bei 214 MW. All diese Zahlen können beim Bundesverband Windenergie (BWE, Bund, Hessen) eingesehen werden.
Hessen verliert also immer mehr den Anschluss beim Windkraftausbau. Die Bemühungen der Landes-Grünen fruchten noch nicht…

Wer sich die Hessische Windsituation anschaut, stellt fest wir haben die Region Frankfurt und die Rheinische Tiefebene als No-Go für Windkraft. Die eine Region ist zu dicht besiedelt und die andere hat zu wenig Wind.
Was Hessen hat ist eine riesige Waldfläche! Von mehr als 21.000 Quadratkilometern sind mehr als 40% (8.400 Quadratkilometer) mit Wald bedeckt!

Beim Wald kann ich mich gut an Diskussionen mit Hessischen CDU Landtagsabgeordneten erinnern die sagten: „die Pacht für Windstandorte muss natürlich ausgereizt werden Hessen Forst muss wirtschaftlich handeln“. Es könne keine Vorteile für lokale Planer oder Bürgerprojekte geben. Wer die höchste Pacht zahlt der bekommt den Standort! Wenn aber Planer von irgendwoher in der Welt in das schöne Hessen kommen und den Bürgern nur das Windrad vor die Nase setzen wollen, dann geht dies nur gegen den Widerstand der Bürger!

Jetzt stelle ich fest, dass durch die schwarz/grüne Landesregierung eine Gesetzesänderung bei der Privatwaldbetreuung in der Mache ist.

Was sich erst mal kompliziert anhört ist einfach erklärt. Hessen Forst betreut eine Vielzahl der kommunalen Waldflächen und der Gemeinschaftswälder in Hessen. Es ist von 390.000 Hektar die Rede.

Hessen-Forst nahm in diesem Geschäftsfeld in 2013 lediglich 730.000 € Erlöse ein. Dem gegenüber steht ein Kostenaufwand von mehr als 7.3 Mio. €.

Die jetzige Landesregierung möchte für diese „Betreuungsleistung“ mehr Geld. Klar dass es auch auf diesem Gebiet Lobbyisten gibt die anderer Meinung sind! Auf deren Argumente möchte ich aber nicht eingehen.

Ich frage mich warum Politik bei Erneuerbaren Energien immer so verlogen auf „den Markt“ verweist? Warum sollen Erneuerbare Energien sich an einem Markt bewähren den es an vielen anderen Stellen mit Absegnung durch die Politik auch nicht gibt? Warum sponsert jeder Hesse pro Kopf jährlich 12 Euro für die Waldpflege von Privatwald?

Wer in Hessen Wald besitzt trägt derzeit nur 10% der Unterhaltungskosten! Ich frage die Leser, wieviel zahlen Sie wenn Sie ihr Kind in den Kindergarten bringen? Wie hoch ist der städtische Zuschuss beim Freibad? Auch 90% wie bei den Waldbesitzern? Kann ich meine Solaranlage von „Hessen Solar“ betreuen lassen für 10% der Wartungs und Überwachungskosten? Wenn ja sollte mir dieser Mensch schleunigst die Adresse geben ich hätte Bedarf!

Wir brauchen in Hessen schnell eine Lösung wie die besten Windradstandorte bebaut werden. Da müssen die Besitzer von Waldflächen und die Kommunen vor Ort an einen Tisch. Dort müssen die optimalen Windflächen erarbeitet werden, in einem gemeinsamen Prozess, bei dem jeder von den Pachteinnahmen partizipieren kann. Bei der Auswahl wer die Windräder betreibt müssen lokale Gesellschaften oder aber sogar die Kommunen selbst bevorzugt werden. Dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien eben. Wer da von Märkten und Strombörsen schwätzt der findet es auch normal Privatwaldbesitzer von 90% der Kosten zu befreien und die Bürger mit den Kosten zu belasten…

2 Gedanken zu „Kostengerechtigkeit im Hessen Forst

  1. Wilhelm Kredel

    Mann Erhard,
    was geht denn da für eine Klappe bei Dir auf, wenn Du von Privatwaldbesitzern hörst?
    Denkst Du an Barone, Gutsherren und Grafen? Die lassen sich nicht von Hessen-Forst betreuen.
    Die Kommunen in Hessen erwirtschaften in der Regel 0 bis 30 € /ha. Die Beförsterung kostet rund 50 €/ha und da ist noch kein Ast angehoben.
    In Hessen bewirtschaften 60 Tausend Privatwaldbesitzer im Durchschnitt 3 ha. Das ist das eigene Stückchen Wald mit einer Erneuerbarer Energie Gewinnung von 40-50 000 kWh und einem Wertzuwachs von knapp 500 €.
    Viele Waldbesitzer verwenden das Brennholz aus dem eigenen Wald und schonen so die fossilen Reserven.
    Wenn Hessen Forst für den Privatwald aktiv wird, da geht es um Pflanzung und Pflege, Bodenschonung und Nachhaltigkeit, Verkehrssicherung und Unfallverhütung, Klima- und Naturschutz, Information zu schadstoffarmer Heiztechnik, Gesunderhaltung, Anpassung und Erholungswert, ja auch um Vermarktung und Ertrag.
    Für einige Aufgaben kann man sicherlich ein öffentliches Interesse und öffentliche Einflußnahme geltend machen.
    Die Auswirkungen der neuen Regelung besorgen mich. Viele werden gar nichts mehr mit ihrem Wald machen und viele andere werden ihren Wald schnellstmöglich an Geschäftsleute mit überschüssigem Geld verkaufen. Die Funktion des Waldes ist es dann eine üppige Population von Wildschweinen und Hirschen zu beherbergen um den Geschäftsfreunden einen Spaß bei der Jagd zu bieten.
    Wie ernst ist es Dir eigentlich mit der Forderung: „Energiegewinnung in Bürgerhand“?

    Gruß Wilhelm

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  2. Erhard Beitragsautor

    Hallo Wilhelm,
    ich weiß du liest seit Jahren den Sonnenflüsterer und wir sind bei vielen Themen einer Meinung.

    Das Thema „Hessen Forst“ ist mir als „Abfallprodukt“ in die Hände gefallen, nachdem ich recherchierte was die Hessischen Grünen so treiben. Mit dem grünen hessischen Engagement bin ich ja nicht so zufrieden. Dass aber die anfallenden Kosten für die Pflege privater Wälder (7,3 Millionen Euro jährlich) nur zu 10% von den Besitzern getragen werden finde ich einen Skandal. Eine Erhöhung dieses Anteils finde ich mehr als gerecht.

    Als Stadtverordneter habe ich im letzten Jahr erleben müssen wie wir die Schwimmbadpreise erhöhten, die Hundesteuer (40%) erhöhten, die Grundsteuer erhöhten, die Gewerbesteuer erhöhten, die Abwassergebühr erhöhten und die Verwaltungskosten erhöhten. Alles nur weil der Haushalt tiefrot im Defizit ist und alle Parteien sagen das Land Hessen gibt uns zu wenig! Woher soll aber das Land Hessen das Geld holen wenn es für Leistungen die „Hessen Forst“ erbringt nur eine Kostendeckung von 10% hat?

    Eine freiwillige Leistung des Landes muss nach meiner Ansicht entsprechend honoriert werden. Ob zu 100% kann ich bei „Hessen Forst“ nicht sagen (da steck ich zu wenig drin) aber nur 10% geht auch nicht.
    Bezüglich Wald und Energiewende bin ich sowieso der Meinung dass die Energiegenossenschaften sich auch um Flächen kümmern sollten. Konkret ich bin der Meinung die regionalen Genossenschaften sollten landwirtschaftliche Flächen, Wald aber auch Grundstücke ankaufen und nur noch mit Erbpacht an interessierte weitergeben…
    Regionale Genossenschaften sollten sich also nicht nur um Energie sondern um das Allgemeinwohl kümmern.

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