Wie verkauft eine Kommune Aktien?

Wer einsteigt sollte sich überlegen wann und wo er aussteigt. Sollte man jedenfalls denken. Bei Kommunen die sich mit Aktien an großen Konzernen beteiligen kann ich aber keine Strategie erkennen. Im Gegenteil, es wird bei dieser Unternehmerischen Entscheidung so getan als ob die „regelmäßigen“ Dividenden vom Himmel kommen. Wir erleben gerade bei RWE ein Parade Beispiel wie es laufen kann. Eigentlich muss, denn Kommunen können eigentlich nur langfristig agieren und nicht kurzfristig wie es die Aktienzocker heutzutage tun…

Derzeit sind mehr als 600 Millionen RWE Aktien im Umlauf. Allein die Städte Essen (18 Millionen) und Bochum (6,8 Millionen) besitzen ca. 4% aller RWE Aktien.

Dieses hohe Engagement an einem Industrieunternehmen ist letztendlich durch das Einbringen der eigenen „Stadtwerke“ inclusive Kohlekraftwerke in die RWE AG zu erklären. Wann dieses einbringen bei den oben genannten Städten erfolgte kann ich leider nicht ermitteln. Dass der Ausstieg aus dieser Beteiligung für eine Kommune nicht einfach ist dürfte jedem klar sein.

Für Essen wird eine städtische Verschuldung von 3,3 Milliarden Euro angegeben. Selbst wenn die 18 Millionen RWE Aktien zu einem „Super Preis“ von 15 Euro (aktuell 12,38 Euro) verkauft würden, wäre dies mal schlappe 270 Millionen Euro Einnahmen für die Stadt! Noch nicht einmal 10% ihres Schuldenstandes…

Dass Gejammere des Kämmerers dass die Dividende eventuell von einem Euro auf 50 Cent erfolgen könnte ist ebenfalls unglaubwürdig. Wir reden bei einem Euro von 18 Millionen Euro und bei 50 Cent von 9 Millionen Euro Dividende pro Jahr. Immer im Vergleich zu den angehäuften Verbindlichkeiten von 3,3 Milliarden Euro, sind dies mit Verlaub: „Peanuts„. Vor allen wenn man sich die Dividenden der Vorjahre anschaut die zwischen 4,50 Euro und einem Euro schwankten.

RWE DividendeDer Essener Kämmerer hat also zu „besseren Zeiten“ mal 81 Millionen im Stadtsäckel vereinnahmt was ihn aber nicht daran hinderte 3,3 Milliarden Verbindlichkeiten anzuhäufen…. Dass der Bochumer Kämmerer von diesen Zeiten träumt ist unverständlich, denn diese hohe Dividende gab es nur in einem Jahr. Ich erwarte aber von einem Kämmerer, dass er vorsichtig kalkuliert und nicht von den guten alten Zeiten träumt!

Schaut man sich den Kurs der RWE Aktie an stellt man fest es gab schon richtig fette Zeiten…

RWE Aktienkurs

Fast einhundert Euro für eine RWE Aktie bei 18 Millionen Aktien wäre dies immerhin 1,8 Milliarden Euro bei einem Schuldenstand von 3,3 Milliarden Euro gewesen!

Wäre!
Wenn sich damals der Stadtrat entschlossen hätte, seine Aktien zu verkaufen. Aber alleine die Entscheidung des Stadtrates hätte ja schon zu einem Kursverlust geführt! Geschweige denn ob es überhaupt einen Käufer für 18 Millionen Aktien gäbe. Immer zum Höchstpreis natürlich…
Wie hätte denn der Beschluß, „zu verkaufen auf einem historischen Aktienhöhepunkt“, des Stadtrates zustande kommen sollen? Diese politischen Diskussionen hätte ich gerne erlebt.

In Essen wurde bereits eine „Wertkorrektur“ von 800 Millionen Euro vorgenommen. Dies bedeutet doch aber es wurde in früheren Jahren voller Stolz eine „Wertkorrektur“ nach oben vorgenommen und wie es in der Politik nun mal ist auch gleich das Geld ausgegeben. Natürlich nur für sinnvolle Dinge. Jetzt da dem Kämmerer eine weitere „Wertkorrektur“ nach unten bevorsteht ist plötzlich die „Energiepolitik“ Schuld dran dass Einsparungen vorgenommen werden müssen.

Ja die Energiepolitik ist seit der Einführung des EEG im Jahre 2000 am Niedergang der großen Energieversorgungskonzerne Schuld.

Seit 15 Jahren hat RWE die „Energiepolitik“ verschlafen.
Seit 15 Jahren haben die Kommunen nicht erkannt, dass sie in ihren Bilanzen eine Scheinposition eingestellt haben.
Seit 15 Jahren kämpfen sie gegen Erneuerbare Energien.

Zumindest macht man sich schon Gedanken über einen Verkauf der Aktien. Aber vom Gedanken bis zur Handlung ist ein weiter Weg. Vielleicht hilft dabei ein Blick in die Bochumer Lösung bei der Hundesteuer (aus dem Jahr 2013). Alle vier Jahre wird die Hundesteuer um 12 Euro erhöht. Das bringt Mehreinnahmen von 200.000 Euro und wie wär es wenn Bochum/Essen regelmäßig Aktien verkaufen um sich endlich aus der Beteiligung an einem Energieversorgungskonzern sich zu verabschieden?

Denn eines ist sicher. Eine Kommune sollte sich nicht an einem Konzern beteiligen dessen Aktien im Sekunden Takt gehandelt werden und an dessen Strategie die Kommune keinen Einfluss hat.

Meint jedenfalls der Sonnenflüsterer

3 Gedanken zu „Wie verkauft eine Kommune Aktien?

  1. Energyload

    Naja, es ist tatsächlich wahr, dass diese beiden Städte in diesem Jahr durch Ihre RWE Aktien Verluste in dreistelliger Millionenhöhe gemacht haben und Spekulation natürlich nicht Aufgabe der Kommunen ist.

    Auf der anderen Seite sind aber Panikverkäufe auch nicht die beste Anlegestrategie. Insgesamt scheinen die Analysten für ein Halten zu plädieren (http://www.finanzen.net/analysen/RWE-Analysen) und wenn die Aktien in einem Jahr höher stehen als jetzt, dann ist das Geschrei (zu recht) groß.

    Weiterhin sind 18 Mio (bzw. eventuell 9 Mio,), die an Dividende gezahlt werden vielleicht tatsächlich Peanuts für eine Kommune mit 3 Mrd schulden. Die Dividendenrendite würde selbst bei 0,50€ und einem Kurs um 12,50€ immer noch um die 4% liegen. Das ist ganz sicher höher als die Zinskosten für einen Kredit an Kommunen.

    Sagen wir der Zinssatz der Kredite an die Kommune liegt bei 1%, Wenn man jetzt die Aktien tatsächlich (wie im Artikel) für 270 Mio. verkauft und damit Schulden tilgt, dann spart man 2,7 Mio. ein, anstatt 9 Mio. € einzunehmen und dann 2,7 Mio. an Zinsen abzuführen. Die Differenz beträgt 6,73 Mio. €

    Natürlich haben die Städte trotzallem eine Verantwortung und müssen prüfen, ob ein Investment in RWE zukunftsweisend ist und Sinn macht.

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  2. Pingback: Kommunen und RWE: Ein unübersichtliches Netzwerk – energieliga.org

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