Wie vermutet interessiert sich in Biblis niemand um einen Castor Transport. Warum auch, wo der Müll hinkommt interessiert in Biblis niemanden. Das Atomkraftwerk ist ja nur für die Energieversorgung da. Was anschließend passiert ist Sache der Allgemeinheit.
Jedenfalls war ich schon mal vorsorglich mit einem Castor Transport in Biblis. Als krönenden Abschluss bin ich nochmal ums Atomkraftwerk gelaufen. Auch da gabs keinerlei Probleme mit meinem Castor Transport. Nur einmal war es ziemlich makaber. Ich bin ziemlich vorne bei den ersten Test Umzinglern gelaufen als eine Lautsprechdurchsage uns verunsicherte. “Bitte verlassen Sie das Kraftwerksgelände“. So schallte es aus den x-Lautsprechern die an der Mauer um das AKW installiert sind. In diesem Moment bin ich mir schon hilflos vorgekommen. Der kleine Erhard vor dem Riesen Klotz von AKW. Man sieht keine Menschenseele weiß aber genau durch die vielen Kameras, der Polizei, Wasserschutzpolizei und dem Werkschutz die beobachten dich und dann diese blecherne Stimme. “Bitte verlassen Sie das Kraftwerksgelände“.
Später hab ich dann erfahren es wäre ein langhaariger Fotograf zu nahe an die Kraftwerksmauer gegangen. Na da hab ich ja ein gutes Alibi bei meinem Haarschnitt.
Jedenfalls haben auch die vielen Kameras meinen Castor Transport nicht endecken können. Genaugenommen habe ich nämlich einen Castor fiber transportier oder noch genauer einen kleinen Teil davon.
Es handelt sich um einen teil vom Unterkiefer des Europäischen Biber (Castor fiber). Diesen Knochen habe ich vom hessischen Nabu Landesvorsitzenden ausgeliehen bekommen. Er hat ihn in der Gegend von Biblis gefunden. Der Knochen dürfte mehrere tausend Jahre alt sein. In der Nähe vom Bibliser Atomkraftwerke wurden die Baggerseen ausgebaggert um den Kies für das Atomkraftwerk zu fördern. Bei diesen Ausgrabungen sind massenweise Knochen gefunden worden. Gerhard besitzt jedenfalls eine ordentliche Sammlung mit einigen Raritäten davon.
Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen hat der Biber in den letzten Jahrzehnten ein großes „Comeback“ erlebt. Mir wäre es recht wenn wir das AKW abschalten und der Biber käme wieder zurück in seine Heimat. Die Bibliser sind ja früher schon durch ihren Kampf gegen den Sumpf aufgefallen. Vielleicht erinnern sie sich ja daran und bekämpfen demnächst den Sumpf der Atomkraftwerksbetreiber.
Auf jeden Fall hat es mir Spass gemacht mal einen Castor Transport selbst durchzuführen und habe damit auch mal die “andere Seite” kennengelernt. Das nächste mal bin ich aber wieder auf der Seite der Gegner der Castorentransporte. Ganz bestimmt!