In der Hölle des Löwen –– ja, sicher!

Am 5. September 2010 war ich von 11 h bis 15 h mit meinem “ausgestrahlt” T-Shirt  auf dem Energietag 2010 bei RWE im AKW Biblis und habe mich informiert!

Das war der Tag, an dem unsere Deutsche Kanzerlerin Angela Merkel sich den 4 Stromriesen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall prostituierte und unser Land und das Volk schamlos verkaufte!

Meine Freunde der Antiatombewegung AKWende hatten mich gewarnt nach Biblis zu RWE zu gehen, da viele Beschäftige aus Angst vor Arbeitsplatzverlust und dem Druck der Geschäftsleitung zur Gewalt neigen. Es gab schon „einschlägige Erfahrungen“, zuletzt beim Grünentreffen am 01.07.2010 in Bensheim Motto: „Atomkraft – Ich bin doch nicht blöd!” mit Jürgen Trittin. Dort versuchten etwa 10-20 RWE Mitarbeiter lauthals auf unterstem Bauarbeiterniveau die Veranstaltung zu stören.

Getreu dem von RWE kommunzierten Motto “RWE, ja sicher!” traute ich mich in die „Hölle des Löwen!“.

Als erste Hürde waren die Wachleute, die nicht wußten, ob sie sich vor einem Mensch mit Antiatom T-Shirt von „Ausgestrahlt“ fürchten müssen.  Es wurde getuschelt und man war erst mal hektisch und überlegte, mir mein T-Shirt abzunehmen, jedoch gelang es mir in die Menge einzutauchen, und schwupp war ich drin!

„Wem sein Brot ich ess, dem sein Lied ich sing!“

Ich blickte in viele staunende bis verachtende Gesichter – meistens Arbeiter bzw.- Angestellte mit RWE-Kleidung! Man murmelte, was fällt dem denn ein, einfach bei uns hier aufzutauchen! Ein Spinner! Es gab aber auch Menschen, die sich zwar nicht trauten etwas zu sagen, jedoch mit Ihren Blicken Anerkennung zollten!

In dem großen Festzelt stand der AKW Biblischef, Herr Dr. Lauer, gerade bei seinem Gefälligkeitsinterview Rede und Antwort. Das Zelt war recht voll! Ich stand in der Mitte und er „kam aus seinem Konzept”, er war sichtlich überrascht! – Nun mußte er seine Antworten und Lügenbehauptungen wie ein kleiner Schuljunge vom Zettel ablesen!

Noch vor Ende seiner geschönten Ausführungen konnte ich am Rand der Bühne den Fragen von Jan Garvert, Reporter von HR3 Rede und Antwort stehen. Ich glaube, dies war meine Versicherung in diesem Haifischbecken!

Ich war die ersten 2 Stunden am VIP Tisch immer in der Nähe von Herrn Dr. Lauer.  Er wirkte nicht wie einer der rücksichtslos über Leichen geht, sondern eher unsicher und klein! Auf jeden Fall störte ihn mein Anblick und es fiel ihm merklich schwer, seinen VIP Gästen vorzuspielen „Ich bin der Held vom Zelt“!

Als ich später nochmals mit dem Reporter zugange war, bot mir der Pressesprecher von RWE Biblis ein Getränk und für später ein Gespräch mit ihm an und wollte wissen, ob noch mehr Antiatomgegener erscheinen!

Draußen posierte Dr. Lauer vor dem „Atomstromflitzer“, einem Elektroauto! Das Motto: „Alles sauber!“

Im familiären Getümmel hatte ich die Gegenheit mich mit dem Pressesprecher etwa 1 h zu unterhalten.
Das Gespräch war nett, jedoch war klar, dass die Standpunkte zu unterschiedlich waren!

Der Pressemann war wie ein Versicherungsvertreter auf seine Antworten abgerichtet, sein gesunder Menschenverstand war wie auf Kommando abgestellt, blitzte aber erfreulicherweise immer wieder auf:

„alles sicher”, „wir brauchen AKWs”, „regenerative Energien seien nicht speicherbar, und die Kapazitäten zu gering, um den Ansprüchen der INDUSTRIE (!!!) zu genügen”, „wir haben 1,1 Milliarden investiert”
„Aussagen von Atomkraftgegnern seien oft unqualifiziert und im Detail oft falsch!“
„RWE hielte sich an die Gesetze und behördlichen Auflagen!“ etc.

„Im Vergleich zu anderen AKW seien die beiden AKWs in Biblis sehr sicher!“
Mein Einwand: „Selbst, wenn man 2 Kondome mit je einem Loch miteinander vergleicht; sind zwar beide gleich sicher, aber unter´m Strich, doch unsicher!”

Der Pressesprecher verwies ständig auf Erhebungen von Wissenschaftlern und Gutachtern.
Andere Meinungen wären nicht belegbar oder repräsentativ etc.

Auf die meisten meiner „Fragen” wurde mit den bekannten Ausflüchten und Behauptungen argumentiert!

Unklare, oder sogar beschämend „dumme“ Antworten bekam ich von so einem gebildeten und intelligenten Mann – der RWE Biblis repräsentiert – auf meine wichtigsten Fragen. – Ich möchte damit nicht den netten Pressesprecher persönlich denunzieren, sondern auf die Märchen hinweisen, die uns RWE und Konsorten auftischen. Es wurde professionell abgelenkt und verwischt:

 Wo ist das Endlager? ––– Antwort: „Wir haben ja ein Zwischenlager bis 20xx und bis dahin werden wir auch das Endlager haben. Wären die Grünen nicht gewesen, die uns bei der Suche behindert hätten, hätten wir heute schon alles im Griff!“ ––– Puh!
„Angeblich seien im Atomstrom die Endlagerkosten sorgfältig einkalkuliert!“ –– Soso!
Das war gleich die fetteste Lüge zu Anfang! ––– Wir wissen doch alle, daß der Staat – also wir Bürger – die Zeche zahlen und den Kopf hinhalten!
Wie sichern Sie das AKW gegen Flugzeugabstürze oder Luftangriffe? ––– Hier wurde extrem verworren argumentiert: Mit Nebel will man Angreifer verwirren. Der Pressemann mußte dabei selbst schmunzeln, als ich ihn mal „Hand aufs Herz“, fragte: „Glauben die den „Käse“ selbst? Wie will man ein AWK im Nebel verstecken? Moderne Waffen können von zig Kilometer Entfernung den „Kasten“ treffen!“

Biblis hielt seines Wissens einem Kleinflugzeug stand, also ca 600- 800 kg! – Ich fragte, ob er von dem Absturz des Militärhubschraubers vom 3.2.1010 um ca. 18:30 h bei Regen und Nebel etwas mitbekommen habe! ––– Die Knalleranwort:  „Das AKW Biblis habe ja Nebelanlagen und sei deswegen sicher, außerdem habe man einen kurzen Draht zu allen Flughäfen etc. Selbst, wenn ein 11 Tonnen schwerer Militärhubschrauber auf das AKW stürzen würde, käme es auf den Einschlagwinkel an!“ ––– Oh das verstehe ich nicht! Ich bemerkte: „Wenn ich einen Atommeiler mal grooob mit einem Frühstücksei vergleiche, ist der Einschlagwinkel sicher egal, wenn ich statt mit einem Löffel mit einem Vorschlaghammer das Ei köpfe! Oder!“  ––– Sendepause beim Pressesprecher: „Er sei ja kein Ingenieur!“
Terrorgefahr hätte man im Griff mit Sicherheitskonzepten! 
Ich frage den Pressesprecher, wie man denn Terrorangriffe ausschließen würde! So gab es vor einiger Zeit im benachbarten Viernheim einen Bauunternehmer, der von seinem Kunden geprellt wurde. Aus lauter Frust und Wut sprengte ein sonst friedlicher Handwerker das Haus in die Luft!  
 
Ergo: Es kann also „jeder“ an Sprengstoff herankommen. Ich erinnere: Der Lamperheimer Wald war jahrelang Waffenlager! Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur!
Es muß nicht immer ein „bärtiger“ Islamfundamentalist sein. ––– Der Pressesprecher glaubte mir nicht und meinte, dies wäre aber nun echt an den Haaren herbeigezogen!
Konzeptionelle Sicherheit: Mir wurde das AKW als total general überholt dargelegt: Es seien angeblich fast alle Teile ausgetauscht! ––– Mein Einwand: „Selbst ein alter Trabi bleibt ein Trabi, selbst wenn alle Teile ausgetauscht werden! Und in einen Trabi kann ich keinen Airback einbauen, da ich sonst nicht mehr den Tacho ablesen könne!  Was passiert mit Dingen beim AKW, die technisch jetzt völlig unmöglich sind? Es gibt genügend korrodierende Teile, von Rohren bis zum Beton!“
Waldbrände bei Tschernobyl: Nach 24 Jahren und 1.500 km Entfernung müssen wir uns immer noch fürchten wegen der Flugasche!  RWE behauptet: „Die deutschen AKWs seien sicherer als frührere Baureihen und man könne heute mit besten Wissen und „Gewissen“ ein solches Unglück ausschließen!“ –– Frage: Früher dachte man – wie heutzutage auch – , man wisse alles und beherrsche diese höchstriskante Technologie und es kam trotzdem zu einem so schweren Unglück! 
Warum sollen wir uns heute sicher wiegen?
Es ist vermessen im Umgang mit Atomtechnik zu behaupten, alles sei sicher! – Diese Meinung hatten sicher auch die Ingenieure von Tschernobyl  bis zum 26.04.1986!

Die Diskussion verlief in friedlicher Atmosphäre! Der Pressemann war erst seit einem Jahr bei RWE und zog eben oft die Karte: „das war vor meiner Zeit“, „das wissen die Ingenieure oder die RWE Zentrale besser!“

Der Pressemitarbeiter ist ein studierter Geisteswissenschaftler, der früher bei McKinsey arbeitete, dann bei einer externen Agentur für EnBW für das AKW in Neckarwestheim tätig war, bevor er nun bei RWE in Biblis tätig ist. So jemand würde ich gern als Unterstützer auf unserer Seite, den Antomkraftgegenern, wissen!

Meine wichtigste Frage und Forderung an Ihn als RWE Repräsentant wie auch als Mensch mit besonderem ethischen Interesse durch seinen geisteswissenschaftlichen Hintergrund:

Wenn zuerst Sicherheit zählt und dann die Gewinninteressen von RWE kämen, müßen die AKWs sofort abgeschaltet werden und dürften erst wenn alle Gefahrenpotentiale sicher auszuschließen seien und alle sicherheitsrelevanten Bedingungen erfüllt würden, wieder angeschaltet werden, um die vereinbarte Reststrommenge zu produzieren!

Um die Verantwortung nicht auf unzählige Menschen abzuwälzen, müßte dabei auch eine entsprechende Versicherung mit realen Riskowerten abgeschlossen sein und das Endlagerthema für die nächsten 1.000.000 Jahre geklärt sein! –– Dies ist im Grunde unmöglich!

RWE gibt es seit etwa 100 Jahren. In den letzten Jahren gab Kriege, Inflationen, Währungs- und Finanzkrisen, etc. Wie kann dann ein offizieller Pressesprecher behaupten, dies hätte man im Griff und sei alles in den Strompreis einkalkuliert!

Mir wurde immer wieder hartnäckig versichert: „Sicherheit habe oberste Priorität, aber …“

––– Das „aber“ war und ist mir zuviel! Es darf kein „aber“ geben!  –––
Im Grunde wurde mir klar und deutlich bestätigt, daß RWE ein Konzern sei, der Geld verdienen will und es deshalb nicht anders geht! ––– Eine klare Ansage vom sichtlich erschöpften Pressesprecher des AKW Biblis!

Interessant: War die Frage von einigen Leuten, dem HR3-Reporter sowie dem RWE-Pressemitarbeiter:
Ich sei ja mutig! Dann stellte ich die Gegenfrage, muß man sich in einer Demokratie etwa fürchten, wenn man eine andere Meinung hat und sich für das Gemeinwohl einsetzt?

Erstaunlich war, wie leicht sich Anwohner und Mitarbeiter mit “Brot und Spielen” des RWE-Energietages ablenken lassen. Kinder schaukeln und spielen fröhlich, während im Hintergrund die beiden Atommeiler „tuckern“!

Der normale Mensch kann sich die Konsequenzen der atomaren Gefahr und Bedrohung nicht ausmalen. Man verdrängt aus Ohnmacht. Alltäglichen Sorgen überdecken alles!

Mein Fazit:

Bei ehrlicher Betrachtung würden alle zwingend erforderlichen und sehr umfangreichen sicherheitsrelevanten Maßnahmen sich wirtschaftlich nicht rechnen und zu einem sofortigen AUS für die Atomstromerzeugung führen!
Es darf nicht sein, dass auf dem Rücken und zu Lasten der Bevölkerung die unermessliche Gier weniger Konzerne befriedigt wird! Die geforderte Laufzeitverlängerung ist unverantwortlich und vorsätzlicher Betrug am eigenen Volk!

Es ist skrupellos, unmoralisch und höchst manipulativ, Folgekosten die durch den Atommüll entstehen, zu ignorieren. Atomkraft ist die mit „ewigem” Abstand teuerste und gefährlichste Möglichkeit Strom zu erzeugen.

11.09.2010, Dipl. Wirt. Ing. Fritz ##### (den Nachnamen hat Erhard rausgenommen)

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