Größte Wendland Demo

Nachdem ich schon Wochen vor dem Castor Transport die Buskarte von ausgestrahlt gepflegt habe (ca. 400.000 Aufrufe!) war es natürlich Ehrensache auch selbst dor hin zu fahren. Um mobil zu bleiben habe ich meinen Sonnenflüsterer Smart beladen und bin hingetuckert. Zur Übernachtung war ich privat einquartiert und hatte Demoerprobte Gastgeber die mir bei allem behilflich waren. Freitags abends war ich um 18 Uhr im Camp an der Esso Wiese und habe mich als Ordner für die Busparkplätze gemeldet.

Samstags hatte ich die Ehre ab 10 Uhr bis 13 Uhr ca. 100 Busse in den Prabstorfer Weg zu geleiten. Auf dem Weg dort hin konnte ich den Charme von Dannenberg erfahren musste aber sofort erkennen hier wird mit totaler Polizeipräsenz jeglicher Protest unterdrückt. Dachte ich zu Beginn noch ich könnte mit meiner schönen Winke-Winke Kelle die Busse steuern entwickelte sich der Job zum wahren Dauerlauf. Geplant war die Busse auf der linken Straßenseite parken zu lassen und abends dann rechts dran vorbei zu fahren. Nach fünf Bussen war klar da gibt es rechts kein vorbeikommen. Die Busse müssen von vorne nach und nach aus dem Prabstorfer Weg abfahren. Für einige Busse bedeutete dies, dass die beabsichtige Rückfahrt auf mindestens 18 Uhr verschoben werden musste. Ausserdem durfte ich einige PKW’s die als dringende Fälle deklariert waren mit meiner Kelle durch die aussteigenden Menschenmassen durchdirigieren. Bei einem PKW mit Pferdeanhänger (die Pferde sollten von der Koppel geholt werden) stellte sich dieses Geschäft äußerst schwierig dar. Der Anhänger brauchte die restliche Straße und alle Demonstranten mussten auf die Felder ausweichen. Trotzdem war die Akzeptanz enorm hoch die Anwohner in ihren PKW’s freundlich durchzulassen.

Ab 13 Uhr verabschiedete ich mich vom Parplatz und lief zum Demoplatz. Das Matschbild zeigt deutlich in welchem Zustand der Feldweg war. Der Ausblick auf die 100 Busse belohnte allerdings und das Wetter wurde nach einigen Regenschauer (wie immer) besser. Schließlich kann die Sonne nicht anders (wie immer) wenn tausende von Anti-Atom Fahnen wehen. :-)

Schon beim Lauf zum Kundgebungsplatz war klar es ist eine bunte Mischung an Demonstranten. Sie strömten aus allen Ecken Deutschlands mit ihren Fahnen und Transparenten. Auf dem Kundgebungsplatz tolle Meinungsäußerungen aber die schönste war die kleine gelbe “radioaktive Tonne” mit dem genialen Spruch “Keiner will mich”. Kürzer kann man es nicht sagen und treffender auch nicht.

Dann lief ich zur Samba Gruppe und amüsierte mich über die Clowns Armee. Lustig finde ich folgendes Erlebnis. Auf der Heimfahrt nahm ich eine Anhalterin mit. Ich wunderte mich weil ich den Eindruck hatte die junge Frau hast du schon mal gesehen und siehe da beim hochladen der Bilder hab ich Sie in der Samba Gruppe wieder erkannt.

Plötzlich kam es zu einem einschreiten von PolizistInnen die mit ca. 200 Beamten in die Kundgebung einrückten. Da ich in der Nähe stand erlebte ich ca. 4 fliegende Flaschen und eine Holzlatte die über mich in Richtung Polizei flogen. In diesem Moment stand die Kundgebung auf der Kippe. Mit vielen anderen besonnenen Demonstranten stellte ich mich vor die Poizisten und wirkte “beruhigend” auf beide Seiten ein. Schließlich hatte ich immer noch mein gelbes Ordner Shirt und die Ordner Armbinde an! In diesem Moment wurde mir klar wie leicht die Stimmung in solch einem gereizten Klima umkippen kann. Es war gut, daß aus der Ecke der Demonstranten keine weiteren Gegenstände in Richtung Polizei flogen. Erst nachdem sich eine gewisse Beruhigung eingestellt hatte registrierte ich was geschehen war. Im Schutz der Demonstranten war am Kundgebungsplatz die Straße auf 10 Meter Länge und 2 Meter tief unterhöhlt. Besser gesagt das Loch war “noch” nur neben der Straße. Auf dieser Straße hätten ein paar Tage später die Castoren(Südroute) rollen können!

Ich genoß noch die allgemeine Stimmung an diesem Tag und machte mich am Ende der Kundgebung zu Fuß auf den Weg zu meiner Übernachtung. Unterwegs kam ich an einer Bläsergruppe vorbei die für “einen Euro” ein Wunschlied spielte. Nach jedem Lied wurde der Rolladen runtergelassen und erst wenn ein Euro eingeworfen wurde und Lied gewünscht dann ging der Rolladen wieder hoch. Die Wendländer verstehen es ihre Demonstranten immer wieder zu unterhalten.

Am Schluß möchte ich ein echtes Wendländisches Stylleben zeigen. Zum einen ein uraltes Landwirtschaftliches Gebäude und davor die gelben Kreuze das allgegenwärtige Symbol des wenländischen Widerstandes.

Dieser Tag gab mir sehr viel Kraft. 50.000 Menschen die wie ich der Meinung sind es ist Zeit zum abschalten!

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