Haben die Konzerne die Energiewende verschlafen?

Aus meiner Sicht nein, die Energiekonzerne haben die Energiewende nicht verschlafen. Auch wenn dies momentan durch die Presse geistert. Im Manager Magazin war dieser Spruch schon in 2013 nachzulesen. Aktuell behauptet es der Wirtschaftsredakteur des WDR Jürgen Döschner und die Frankfurter Rundschau verwendet diesen Spruch in der Überschrift.

Ich weiß nicht warum diese Menschen den Konzernen unterstellen geschlafen zu haben. Meine Erfahrung ist die Konzerne haben uns zu Beginn ausgelacht, später dann bekämpft und momentan läuft der Finalkampf! Von schlafenden Konzernen habe ich nichts gesehen.

Es war klar, dass sich Konzerne unter den im Jahr 2000 festgelegten Bedingungen (Renditen) nicht beteiligen werden. Besser gesagt nicht beteiligen können! Konzerne benötigen andere Renditen wie Bürger um zu handeln. Das kann man beklagen, ist aber so! Als das EEG geschaffen wurde im Jahr 2000 hat man Renditen von 7%-7,5% für jede Technik in Aussicht gestellt. Ich kenne ROI (Return on Investment) aus meiner Zeit bei Daimler. So brutal wie in Wikipedia beschrieben, dass der „primäre ROI in Jahren“ unter zwei Jahren liegen soll, war es beim Benz zwar nicht, aber immer noch extrem anspruchsvoll! Die Wind und Solarenergie war in den letzten 14 Jahren nicht in der Lage ein ROI von 5 Jahren darzustellen und damit war die Investitionen für Konzerne unwirtschaftlich. Mein Freund Jürgen hat es auch erst getwitter:

Wobei den Konzernen ja noch ein Ausfall von Gewinn entstanden wäre, da sie mit ihren atomaren/fossilen Kraftwerken weniger Strom verkauft hätten.

Aber ich möchte auch mal die Rolle der Politik hinterfragen. War es den Politikern im Jahr 2000 nicht geläufig, dass unter diesen miserablen Renditeaussichten Konzerne nicht investieren können? Haben unsere Politiker dies bewusst so gemacht und gehofft dass die Bürger die Investitionen übernehmen? Dann war das EEG ja auch finanzpolitisch eine Revolution!

Jedenfalls sehe ich als Folge dieses Wandels ein Problem auf uns zukommen.

Es kann nur einen geben!

Es kann nur einen geben der die Menschen mit Energie versorgt. Der Bürger selbst oder die Konzerne. Die Konzerne sind verständlicherweise nicht bereit ohne Kampf mit allen Mitteln die Ihnen zur Verfügung stehen zu kämpfen. Sie kämpfen für Ihre eigenen gut bezahlten Arbeitsplätze. Ob dabei die Umwelt draufgeht ist da zweitrangig. Denen ist auch egal, dass 50.000 Arbeitsplätze bei der Solarenergie draufgehen. Hauptsache der eigene Arbeitsplatz wird gerettet und wenn es nur noch um ein paar Jahre geht dann kämpfen die umso härter.

Deshalb bin ich der Meinung wir sollten realistisch über die „Energiewende“ reden und schreiben. Geschlafen haben die Konzerne nicht! Sie sitzen mit vielen Experten Tag für Tag in Ihren Büros und überlegen wo sie noch Geld für sich rausschlagen können. Besonders erfolgreich sind ja die Rechtsanwälte denen es immer wieder gelingt ein paar Milliönchen oder Milliardchen für Ihre Konzerne rausschlagen können.

Hört deshalb auf mit dieser Siegerromantik, dass Konzerne geschlafen haben. Wir haben noch einen harten Wettbewerb vor uns ob wir ihn gewinnen ist noch nicht klar. Auch schlafende Riesen können umfallen und Zwerge erschlagen.

2 Gedanken zu „Haben die Konzerne die Energiewende verschlafen?

  1. Rainer

    Hallo Erhard,

    ich kann mich nun mal nicht „kurzfassen“ 🙄 daher nutze ich mal meinen eigene „WEB-Space“ für eine etwas längere Antwort : Die Welt ist eine Registrierkasse.

    Wer also wissen möchte was mir da wieder mal aus der Feder, äh Tastatur „geflossen ist“, mag dem o.g. Link folgen…… Dort habe ich auch einen Link zu meinem „Leserbrief“ bei PROTEUS SOLUTIONS „Björn-Lars Kuhn“ (Leitartikel: Strom wird voraussichtlich teurer – Kapazitätsmarkt Strom soll im Oktober starten) hinterlassen, dieses ewige Gesappere (hier eines „namenlosen“ Zeitgenossen) der leider wohl nix verstanden hat, kann eigentlich nur mit Ironie begegnet werden.

    OFFENE FRAGEN
    Ach noch etwas anders – „ist da draußen“ – niemand, der meine Gedanken zum wie immer selbst genutzten eigenen PV-Strom, endlich mal anzweifelt, mir erklärt ich liege daneben ?

    Oder was ich mal eher vermute, keinem ist das so recht aufgefallen, „wir alle“ (also mindestens jene welche) auf dem eigenen Hausdach eine ans örtliche EVU-Ortsnetz angeschlossene PV-Anlage betreiben, zahlen in jedem Fall für jede selbstverbratene kWh mindestens schon IMMER die volle MwSt, oder bis auf relativ Wenige, ach sämtliche sonstigen Abgaben die ja in 2013 (Strompreisentwicklung für einen 3-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 kWh in Cent/kWh laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (Durchschnittswerte)WIKIPEDIA) einen Anteil von 50% ! „betrugen“ wohl auf der Basis „Erzeugung, Transport, Vertrieb = 0,1432 €/kWh + eben dieser 50% (die andere Hälfte) zu 0,2873 €/kWh „mutieren“.

    Mit welcher hirnrissigen Begründung soll da nochmal „etwas obendrauf gesattelt werden“ ? 😯 Wer also „unterm Strich“ bereits jetzt weniger Vergütung für seine eingespeiste kWh bekommt, sollte der / die, nicht bald möglichst NICHTS mehr „einspeisen“, was sie zuvor schon selbst verbraucht haben ? Das erfordert selbstverständlich eine wie immer gearteten „Zweirichtungszähler“ (Smartmeter oder 2 Ferraris-Zähler) zusätzlich zum schon vorhandenen Einspeisezähler und als Ersatz / Ergänzung des ebenfalls vorhandenen „Bezugszählers“.

    Alle (vermutlich alle nach Januar 2012) bekommen dann nur noch was sie tatsächlich einspeisen bezahlt, zahlen andererseits für den selbstgenutzten Strom „lediglich“ die „anteilige Mehrwertsteuer“ da es bei der „Selbstverbrauchserfassung“ nur zwischen Januar 2010 und Januar 2012 eine Vergütung für den selbst genutzten Strom gibt 0,xxxx €/kWh, dürfte so jedenfalls die Logik 19% von Null €uro ebenfalls Null sein. Damit würde sich die Kosten für Bezugsstrom um die Menge der „eigenverbrauchten“ kWh (Menge x Bezugspreis minus 50%) verringern. Ein echte Herausforderung an alle, die derzeit so tun, als sei nicht erfasster PV-Eigenstrom so zu behandeln, als wäre der in jeder Hinsicht dem Strom aus „fernen Gegenden“ der immer über diverse Netze zum Endverbraucher kommt (wo das einfach so „gehandhabt wird).

    Wohlgemerkt an meine Helfer bei der Frage „wohin fließt der PV-Strom physikalisch“, dass ist völlig nebensächlich, weil alles was nicht explizit erfasst wird, wie völliger „Fremdstrom“ behandelt wird. Ach ja, noch etwas, jeder, vor und ab 2011 wird zukünftig bei steigenden Strompreisen in die „Gruppe der betroffenen“ befördert. Rechnet man dann noch „konservativ“ die jährliche Inflationsrate ein, wird dieses „20 Jahre-Privileg“ immer kleiner, ganz wie bei Renten und allem was zunächst so hübsch anzusehen scheint….

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  2. Tina

    Lieber Erhard,

    einen ROI von 5 Jahren habe ich in mehr als 20 Jahren PV-Praxis bei ehrlicher, seriöser Berechnung so gut wie nie gesehen. 10 Jahre war die Regel. Mit Finanzierungskosten auch höher.

    Solche Rahmenbedingungen sind und waren für Konzerne immer uninteressant. Aber 27% Marktanteil am Strommix, das tut halt langsam richtig weh, daher wird jetzt Tabula Rasa gemacht und dafür gesorgt, diese Marktsparte selbst in die Hände zu bekommen.

    „Meine Erfahrung ist, die Konzerne haben uns zu Beginn ausgelacht, später dann bekämpft und momentan läuft der Finalkampf! Von schlafenden Konzernen habe ich nichts gesehen.“

    Richtig. Geht mir genauso. Bin auch seit Jahrzehnten ausgelacht, lächerlich, schlecht gemacht und bekämpft worden. Die Auflistung der Energiekonzern-Aktivitäten kann mittlerweile noch um einen weiteren Aspekt ergänzt werden. Okkupiert, übernommen, vor den Karren gespannt werden:
    http://www.vorweggehen.de/energieeffizienz/blogschau-bloggen-mit-energie/
    http://www.pv-magazine.de/nachrichten/details/beitrag/rwe-und-energiebau-mit-gemeinsamen-vertriebskonzept_100015428/

    Wie sagte good old Hermann aus gutem Grunde („energethischer Imperativ“)

    „Der neue Konsens über erneuerbare Energien ist ein Scheinkonsens. Die etablierten Kräfte der Energieversorgung zielen allenfalls auf eine Koexistenz von atomaren und fossilen mit erneuerbaren Energien – mit möglichst großem Anteil für erstere und der Forderung, dass erneuerbare Energien in die Strukturen der herkömmlichen Energieversorgung eingepasst und entsprechend kanalisiert und beschränkt werden müssten.“

    By the way: Es waren nicht die Kerzenmacher, die die Entwicklung des elektrischen Lichts vorantrieben und nicht die Droschkenkutscher, die zum Siegeszug des Automobils beitrugen …..

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