Angeregt durch einen Beitrag im Windwärts Blog zum Thema Strom Girokonto möchte ich dieses Thema heute vertiefen. Mein erster Artikel zum Solarstrom Girokonto liegt ja bereits zweieinhalb Jahre zurück. Anschaulicher habe ich vor eineinhalb Jahren dieses Thema unter dem Titel „Ist Eigenverbrauch ungerecht?“ dargestellt. Schön, dass diese Überlegungen jetzt von der MVV, der Uni Stuttgart und dem Batteriehersteller ads-tec aufgegriffen wurde. Aus meiner Sicht steigen die Projektpartner allerdings schon eine Stufe zu hoch ein und die Stufe des Bargeldes im Geldbeutel, Geldkarte, Sparschwein oder Sparstrumpf übergangen. Im Stromsektor meine ich den Stromspeicher im eigenen Haus. Den habe ich natürlich auch seit gut zwei Jahren im Keller stehen!
Ich kann die Projektbeteiligten ja verstehen, sie suchen natürlich ein Geschäftsmodell für ihre Unternehmen. Eine Privatperson wie ich versucht aber so wenig wie möglich Energie zu kaufen und viel selbst zu erzeugen. Deshalb sind unsere Girokonten vom Denkansatz etwas unterschiedlich.
Da vom Projektbeteiligten bisher keinerlei Kostenaussagen veröffentlicht wurden, spare ich mir diese Betrachtung heute ebenfalls. Ich rechne da sowieso nicht sondern ich mache es einfach mit der Begründung: „es ist der richtige Weg“.
Technisch gesehen ist die Betrachtung der Projektbeteiligten sowieso falsch oder diplomatisch ausgedrückt „wir betrachten die kaufmännische Seite“.
Wenn ein Besitzer einer PV Anlage mehr Strom produziert wie er im eigenen Haushalt benötigt fließt dieser Strom in das öffentliche Netz. Dort wird dieser Strom nicht in den Batteriespeicher fließen, sondern in das Nachbarhaus und dort verbraucht. Erst wenn im lokalen Stromnetz mehr Strom produziert würde, wäre es sinnvoll im Ortsspeicher (Niederspannungsnetz) Strom zwischen zu speichern. Im Artikel „Ist Eigenverbrauch ungerecht?“ habe ich eigentlich die detaillierte Beschreibung hinterlegt. Als weitere Komponente fehlt da „nur“ der Ortsstromspeicher.
Wenn wir über die zukünftige Stromversorgung reden sollten wir immer von unten nach oben denken. Erst im Haushalt so wenig Energie wie möglich verbrauchen, soviel als möglich selbst produzieren und kleine Zwischenspeicher nutzen. Erst wenn die Kapazitäten im eigenen Haushalt überschritten werden, wird Energie exportiert oder importiert.
Sollte die übergeordnete Ebene (Ortsnetz!) dazu bereit sein, kann eine Abstimmung der zeitlichen Verbräuche zu einer gemeinsamen Optimierung erfolgen.Hier hänge ich gerade in meinem realen Leben, der örtliche Netzbetreiber hat „Null Bock“ mit mir über solche Themen zu diskutieren. Denen ist es egal wann ich meinen Speicher be- oder entlade…
Ich könnte mir z.B. vorstellen meine Strombatterie nicht sofort am Morgen mit Sonnenstrom zu füllen, sondern wenn im lokalen Netz günstiger Strom vorhanden ist. Ebenso wäre es sinnvoll meine Batterie auch in jeder Produktionslosen Zeit (Nachts!) vollständig zu entleeren und nicht so wie heute nur so viel Energie zu entnehmen wie ich im eigenen Haushalt gerade benötige.
Die finanzielle Optimierung muß natürlich auch von unten nach oben erfolgen. Eine Abstimmung zwischen Hausbesitzer und lokalem Netzbetreiber muß unter dem Gesichtspunkt der lokalen Wertschöpfung laufen und nicht mit einem marktwirtschaftlichen Geschwafel vermischt werden. Wenn der lokale Netzbetreiber „Leipziger Börsenpreise“ für den Strom aus der lokalen Solaranlagen in die Diskussion einbringt dann ist die Basis für eine partnerschaftlichen lokalen Energieversorgung nicht gegeben… Oder wenn der Gesetzgeber meint der lokale Energiehandel müsste sich an den Kosten des „europaweiten/weltweiten Energiehandels“ beteiligen dann sind die lokalen Bemühungen für die Tonne!
Ich bin mal gespannt ob es erneut mehr als ein Jahr dauert bis der Stromgirokonto Eröffnung einen Schritt näher kommen. 😉