Dass ich so was in meiner Heimatstadt erleben darf wäre vor 10 Jahren unvorstellbar gewesen. Innerhalb einer Woche wurden in Bürstädter politischen Gremien folgende vier Punkte diskutiert.
1. Nahmwärmenetz Nachdem die Biogasanlage in Betrieb ist und ordentlich Strom produziert wurden die Pfalzwerke auf das innovative Biogas Kraftwerk aufmerksam. Anscheinend sind weitere Biogasanlagen mit der neuen Technik und eine Zusammenarbeit mit den privaten Investoren geplant. Aber hier in Bürstadt möchten die Pfalzwerke mit den 11.000.000 Kilowattstunden Wärme die derzeit in die Umwelt geblasen werden ein Nahwärmenetz aufbauen. In diesem Nahwärmenetz können 2,5 Millionen kWh Wärme zur Beheizungen von Gebäuden genutzt werden. Für die restlichen 8,5 Millionen kWh Wärme gibt es noch keine Pläne ausser der Anfrage einer Wäscherei die gerne direkt neben der Biogasanlage bauen würde.
Abgesehen von der Tatsache, daß dieses Nahwärmenetz sinnvoll ist stört mich, daß mit den Pfalzwerken der vierte Energieversorger nach Bürstadt strebt. Wir haben bereits die EWR als Stromlieferant und Netzbetreiber. Die HSE verkauft mit e-ben Gas und betreibt das Gasnetz. Der Platzhirsch aber müssten eigentlich die “Stadtwerke” von Lampertheim und Bürstadt, die Fa. Energieried, sein. Leider haben diese beiden Städte auch nicht mehr allein das sagen sondern die GGEW hält Anteile an der Energieried.
Die Pfalzwerke sind anscheinend gewillt mit einer Investition die 2,5 Mio. kWh Wärme zu je 9 Cent zu verkaufen. Da sehe ich als alter Controller sofort 11 Mio. kWh wären ein jährliches Potential von 1 Mio. Euro Wärme. Die momentan in die Umwelt abgegeben wird. Wenn ich bedenke wie mühsam ich seit 18 Jahren jede kWh Wärme mit meiner thermischen Solaranlage vom Himmel in meinen Wassertank hole und dann werden hier 11 Mio. kWh Wärme verballert.
Aber keiner von Energieried kriegt davon was mit…
und mit den Pfalzwerken kommt neben EWR ein weiterer Energieversorger an dem die RWE beteiligt ist. Bekanntlich mag ich die gar nicht…
2. Windräder Mein Wind Freund Franz Mitsch von der Firma ESM in Mitlechtern plant mit der Firma 3P in Bürstadt zwei Windräder zu je 2 MW Leistung. Leider müssen erst noch Windmessungen durchgeführt werden denn die vermutete Windhöfigkeit liegt knapp an der Wirtschaftlichkeit. Ich kann mich noch gut an die Anfänge der Schwingungstechnik von Franz erinnern. Nachdem er Neutsch geplant hatte sagte er “ich plane nur noch Windräder wenn ich auch an das Windrad hinlaufen kann“. Später hat ihn das einen langen Spaziergang durch den Odenwald zu einem Windkraftstandort gekostet.
Wenn Franz auf der Gemarkung von Bürstadt ein Windrad errichtet laufe ich aus Dank zu seiner Windkraftschmiede nach Mitlechtern. Wobei ich mich nicht auf die in Google Maps angegebenen 26,8 km und schon gar nicht auf die 5 Stunden und 38 Minuten einlasse. Franz du baust und ich komme…
Leider machten die Bürstädter CDU Ausschußmitglieder keinerlei Äußerungen zu den geplanten Windräder. Die SPD würde die Windräder befürworten. Na da schaun mer mal…
3. Photovoltaik Freiflächenanlage Die Photovoltaik Firma Neohel aus Bobstadt hatte beantragt eine Freiflächenanlage zu bauen. Da die Ackerflächen “mitten in der Landschaft” liegen wurde dieser Wunsch negativ beschieden. Zu recht meine ich. Die Argumentationen der Politiker waren in Ordnung. Wir dürfen kein fruchtbares Ackerland für Photovoltaik nutzen. Noch sind genügend Dachflächen, belastete Grundstücke, Straßen oder Lärmschutzwände vorhanden. Besonders gefreut hat mich natürlich, daß die SPD von sich aus weiter gedacht hat und eine städtische Fläche ins Spiel gebracht hat die für PV geeignet zu sein scheint. Noch besser wäre natürlich gewesen die Verwaltung zu beauftragen sich die Bürstädter Gemarkung unter dem Aspekt der photovoltaischen Nutzung genauer anzusehen.
4. Solarlampen am Fahrradweg Bobstadt nach Biblis Bei dem Tagesordnungspunkt habe ich die Nerven von SPD und FDP bewundert. Obwohl anscheinend so gut wie keine offiziellen Beschlüsse im Mittelzentrum Ried oder in direkten Gesprächen mit Lampertheim eingeholt wurden behielten beide Fraktionen die Ruhe. Mir stieg die Galle allerdings bis zum Knorpel!
Die Begründung von Dr. Kohl (CDU) war dann allerdings zuviel. Er sprach davon, daß die Stadt kein Geld hat, die Lampen nicht hell genug wären und die CDU natürlich nur die Sicherheit der Radwegnutzer im Blick haben.
Lieber H. Dr. Kohl. Dass der Fahrradweg beleuchtet werden soll hat die CDU beschlossen. Wenn die CDU erst danach anfängt zu überlegen und feststellt “das kostet ja was” dann verstehe ich nicht warum der CDU Bürgermeister ein Stromkabel für 30.000 Euro verbuddelt. Der Sicherheit dienen diese 30.000 Euro für ein in der Erde verlegtes Kabel sicherlich nicht. Ich möchte auch erinnern an den Vorschlag der CDU das Baugebiet Sonneneck mit Solarlampen auszustatten. Ich habe aufgezeigt, daß die Ausstattung des Radweges mit Solarlampen finanziell im gleichen Rahmen liegt wenn man den Stromverbrauch der nächsten Jahre bei konventionellen Straßenlampen berücksichtigt. Wir haben schnell und unbürokratisch sowie kostenlos zwei Solarlampen in Bobstadt an der Umgehungsstraße aufgestellt. Die Firma Ralos hat das Radweg Konzept nicht zum Spaß ausgearbeitet sonder wollte in Zusammenarbeit mit der Darmstädter Uni ein Messprogramm und Akzeptanzprogramm starten. Für die Solarmetropole wäre dies sicherlich hilfreich. Wir brauchen auch keine Gesamtlösung mit Biblis. Bei halben Kosten wäre es ohne weiteres möglich die Hälfte der Strecke (Bürstädter Gemarkung) mit Solarlampen und die Bibliser könnten konventionelle Straßenlampen auf ihrer Gemarkung installieren. Wir müssten es nur wollen. Ich hoffe weiter darauf, daß wir zumindest eine Aussage bekommen.
Alles in allem war es eine herrliche Woche aus meiner Sicht. Bürgerliches Engagement bei erneuerbaren Energien. Herz was willst du mehr!
Vielleicht ein kleines bißchen Koordination von der Politik.